Die Impfung gegen COVID-19 wirft für Menschen, die an rheumatischen Erkrankungen wie z. B. Polyarthritis leiden, mehrere Fragen auf.

 

Trage ich ein Risiko oder ist es wahrscheinlicher, dass ich eine schwere Form von COVID-19 entwickle?

Jeder Mensch kann sich mit dem COVID-19-Virus infizieren. Aufgrund einiger Risikofaktoren können jedoch bestimmte empfindliche bzw. Risiko-Personen eine schwere Form von COVID-19 entwickeln. Wissenschaftsgesellschaften (bzw. die WHO) haben eine Liste mit diesen Risikofaktoren zusammengestellt:

  • Alterüber 65 Jahre
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen, komplizierter Bluthochdruck, Schlaganfall und Vorerkrankung der Herzkranzgefäße, Herzoperationen, Herzinsuffizienz Stadium NYHA III oder IV
  • Diabetes: nicht eingestellte insulinabhängige Diabetiker bzw. solche mit Sekundärkomplikationen ihrer Krankheit
  • chronische Erkrankungen der Atemwege: Menschen mit einer chronischen Atemwegserkrankung, die bei einer Virusinfektion dekompensieren könnte
  • Krebs: Krebspatienten während der Behandlung
  • Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (während der Behandlung): Chemotherapie gegen Krebs, immunsupprimierende Biotherapie und/oder Kortisontherapie in immunsupprimierender Dosis, nicht beherrschte HIV-Infektion oder mit CD4 <200/mm3, Immunsuppression nach Festorgantransplantation oder von blutbildenden Stammzellen in Verbindung mit einer Blutkrebserkrankung während der Behandlung
  • chronische Niereninsuffizienzund Dialysepatienten
  • ZirrhoseStadium B oder C der Child-Pugh-Klassifizierung
  • krankhafte Fettleibigkeit (BMI > 40 kg/m2)

 

Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass Patienten mit rheumatischer Polyarthritis ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 tragen, was auch für Patienten gilt, die mit Methotrexat oder mit biologischen Methoden behandelt werden. Allerdings erhöht die Behandlung mit Rituximab das Risiko, eine schwere Verlaufsform von COVID-19 zu entwickeln. Bei Patienten, die an einer rheumatischen Polyarthritis leiden, sind schwere Verläufe von COVID-19 wie bei der übrigen Bevölkerung mit folgenden Hauptrisikofaktoren assoziiert: hohes Alter, Herz-Kreislauf- und Nierenkrankheiten, Fettleibigkeit usw.

 

Muss man sich mit unserem Rheuma gegen COVID-19 impfen lassen?

Es ist für jedermann ratsam, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen.

Die Impfung ist das wirksamste Mittel, Infektionskrankheiten vorzubeugen. Eine Impfung schützt Sie und andere. Jetzt haben Sie die Gelegenheit, einen der Impfstoffe gegen COVID-19 zu erhalten, was ein wichtiges Element zur Bekämpfung der Pandemie und von deren Einfluss auf Ihre Gesundheit und unsere Gesellschaft hat.

 

Kann man sich mit unserer rheumatischen Erkrankung gegen COVID-19 impfen lassen?

Im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung, vor allem mit rheumatischer Polyarthritis, besteht ein Risiko, eine schwere Verlaufsform von COVID-19 zu entwickeln, vor allem dann, wenn Sie an weiteren Krankheiten leiden, wie z. B. Diabetes, Bluthochdruck oder Adipositas, wenn Ihre Krankheit aktiv ist oder wenn sie mit einer Lungenerkrankung verbunden ist. Ebenso können Sie während der Einnahme von Kortison und unter einer Behandlung mit Rituximab empfänglicher für schwere Formen von COVID-19 sein.

 

Kann man sich während einer chronischen Behandlung gegen COVID-19 impfen lassen? Oder muss man die chronische Behandlung einstellen oder unterbrechen?

Bei mRNA- oder DNA-Impfstoffen gibt es keine Gegenindikation für eine Verabreichung während der Basisbehandlung. mRNA- bzw. DNA-Impfstoffe enthalten kein lebendes Material. Sie enthalten keine Hilfsstoffe; die Lipid-Transporter, die die mRNA befördern, sind ebenfalls inert.

Keiner der derzeit entwickelten Impfstoffe wurde mit einem lebenden SARS-CoV2-Virus entwickelt, so dass eine Einstellung der konventionellen oder gezielten Grundbehandlungen nicht notwendig ist. Bei Methotrexat wird gelegentlich empfohlen, die Behandlung nach der Impfung für zwei Wochen zu unterbrechen, um die von dem Impfstoff induzierte Immunisierung nicht abzuschwächen.

 

Meine Krankheit ist schlecht eingestellt (ich habe einen Schub). Kann ich mich impfen lassen?

Im Allgemeinen sollte die Krankheit zunächst eingestellt sein und dann geimpft werden. Die bei einem Schub einer entzündlichen Erkrankung notwendigen Behandlungen (vor allem mit Kortison und Immunsuppressoren) können die Immunantwort des Impfstoffs schwächen.

 

Wenn Sie weitere Fragen haben, besprechen Sie diese bitte mit Ihrem Rheumatologen. Sie können mit ihm gemeinsam Ihre Lage bewerten und die für Ihre Gesundheit richtigen Entscheidungen treffen.

 

 

Glossar

  • mRNA-Impfstoffe= mRNA, d. h. Messenger- bzw. Boten-RNA, ist eine empfindliche und kurzlebige Kopie der genetischen Information des Virus. Sie fungiert als Bote, der die Information überträgt, die für die Bildung neuer Zellen notwendig ist, die die Immunantwort bilden. Die Impfung simuliert eine Virusinfektion (mit SARS-COV2 oder eine andere) und ruft eine Immunantwort dagegen hervor. Diese Immunantwort bleibt im Gedächtnis unserer Zellen und wird bei einer späteren Infektion sofort reaktiviert. Die Impfung befähigt also unseren Organismus, sich zu schützen.

 

 

Mehr darüber erfahren: