Wie passt sich Ihr Baby an das Leben außerhalb des Mutterleibes an?
Neun Monate lang wurde die Versorgung des Kindes mit allen erforderlichen Nährstoffen für seine einwandfreie Entwicklung von seiner Mutter gewährleistet.
Nach der Entbindung, bei der es den Wechsel von einer Wasserumgebung in eine Luftumgebung vollzieht, muss das Neugeborene seine neuen Körperfunktionen selbstständig steuern. Es muss atmen, saugen, schlucken, verdauen, seine Körpertemperatur aufrechterhalten. Diese Funktionen werden teilweise unmittelbar und teilweise allmählich aufgenommen.
Atmung
In der Regel beginnt alles mit dem ersten Schrei.
Die Flüssigkeit, mit der die Lunge des Fötus im Mutterleib gefüllt war, wird durch die Kompression des Brustkorbs während der Entbindung beseitigt. Infolgedessen wird ein erster Atemreflex ausgelöst: Die eingeatmete Luft bewirkt eine starke Ausdehnung der Lunge, und die Alveolen öffnen sich. Anschließend erfolgt die Ausatmung, bei der die Luft dank der exspiratorischen Atemmuskeln und der Lungendehnbarkeit ausgestoßen wird. Dieser Vorgang bringt den Luftaustausch in der Lunge in Gang und kann von seinem ersten Schrei begleitet werden.
Blutkreislauf
Im Mutterleib ist der Blutkreislauf des Fötus von der Plazenta abhängig. Sie versorgt Ihr Baby mit Energie und Sauerstoff, die es für seine Entwicklung benötigt. Das Lungensystem ist durch Shunts kurzgeschlossen (da die Lunge noch nicht funktioniert).
Durch das Abklemmen der Nabelschnur bei der Geburt wird das Baby endgültig von der Plazenta getrennt, der Lungenkreislauf kommt in Gang, und die Shunts verschwinden nach und nach. Von nun an atmet es selbstständig.
Thermoregulation
Dank der Fähigkeit zur Thermoregulation pendelt sich die Körpertemperatur des Kindes zum Zeitpunkt der Geburt zwischen 36,5° und 37° ein.
Um einer Unterkühlung vorzubeugen, ergreift das medizinische Fachpersonal die zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur Ihres Babys erforderlichen Maßnahmen (Abtrocknen mit heißen Handtüchern, Mütze, Hautkontakt, Wärmebettchen, Brutkasten).
Vitalfunktionen
Der Arzt oder die Hebamme errechnet einen Wert mit der Bezeichnung Apgar-Score,
anhand dessen die einwandfreie Anpassung Ihres Kindes an das Leben außerhalb des Mutterleibes während der ersten zehn Lebensminuten eingeschätzt werden kann.
Er berücksichtigt folgende Kriterien:
- Atmung
- Herzfrequenz
- Muskeltonus
- Reflexe
- Hautfarbe
Versorgung mit Energie und Abwehrkräften
Das erste Anlegen an die Brust erfolgt im Kreißsaal. Mit der Vormilch erhält das Neugeborene eine nicht zu unterschätzende Zufuhr an Kalorien und Abwehrkräften.
Bei künstlicher Ernährung wird nach der Geburt eine Flasche mit Glukose gegeben, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.
Alle diese Funktionen zur Anpassung an das Leben außerhalb des Mutterleibs erfordern eine aufmerksame Überwachung des Kindes durch das Pflegepersonal während der ersten Lebensstunden und -tage.