Wie läuft die letzte Phase der Entbindung ab?
Die Austreibungsphase gilt als zweite Phase der Wehentätigkeit. Sie entspricht dem Austritt des Fötus und erstreckt sich von der vollständigen Öffnung des Muttermundes bis zur Geburt.
Mehrere Bedingungen müssen erfüllt sein, bevor mit dem Pressen begonnen werden kann. Das Baby muss nämlich in den Geburtskanal eintreten und sich in das Becken senken, damit es hinausgeschoben werden kann.
Eintritt in den Geburtskanal
Um diesen Vorgang zu verstehen, stellen Sie sich Ihr Becken vor.
Es gliedert sich in drei Teile:
- Der obere Teil mit der Bezeichnung Beckeneingang wird vorn durch den Schambeinhöcker und hinten durch das Promontorium des Kreuzbeins begrenzt.
- Der mittlere Teil mit der Bezeichnung Beckenhöhle ist aufgrund der beidseitig vorspringenden Sitzbeinstachel (Interspinalebene) der engste Teil des Beckens.
- Der untere Teil entspricht dem Beckenausgang und wird vorn durch den Unterrand der Schambeinfuge und hinten durch die Spitze des Kreuzbeins begrenzt.
Diese drei Abschnitte muss Ihr Kind überwinden, bevor es seinen ersten Schrei ausstoßen kann.
Der Eintritt in den Geburtskanal entspricht der Überwindung des Beckeneingangs durch den Babykopf.
Er wird mithilfe einer Vaginaluntersuchung diagnostiziert.
Bei der Überwindung dieses ersten Hindernisses passt sich der Babykopf an die Anatomie des Beckens an, indem er dank der Geschmeidigkeit seiner Schädelknochen und durch Beugung auf die Brust seine Maße verringert, um durch das Becken zu schlüpfen und sich darin richtig ausrichten zu können.
Um die Ausrichtung und das Vorwärtskommen des Babys im Beckeneingang zu erleichtern, kann die Hebamme Ihnen spezifische Positionen empfehlen.
Das Tiefertreten
Nach der Überwindung des Beckeneingangs können das Tiefertreten und die Drehung im Becken beginnen. Auf diese Weise wird die Beckenhöhle überwunden. Dabei handelt es sich um den schwierigsten Beckenabschnitt, da der verfügbare Raum durch die Dornfortsätze des Sitzbeins verringert wird.
Die gesamte Phase des Tiefertretens ist nicht leicht für Ihr Kind und kann lange dauern.
Wiederum durch Vaginaluntersuchung verfolgt die Hebamme das Tiefertreten und die Drehung des Kopfes im Becken (insbesondere anhand der Fontanellen und der Sagittalnähte). Eventuell bringt sie Sie in bestimmte Positionen, um das Vorwärtskommen zu erleichtern.
Der Austritt
Der Kopf Ihres Kindes befindet sich im unteren Beckenteil mit der Bezeichnung Beckenausgang.
In diesem Stadium können Sie sich das Vorwärtskommen des Babys im Becken konkret vorstellen. Die Hebamme kann Ihnen nämlich mithilfe eines Spiegels seinen Scheitel zeigen oder Sie veranlassen, diesen mit dem Finger zu berühren. Sehr häufig bewirkt dieser visuelle oder haptische Kontakt den für die letzten Pressbewegungen erforderlichen Energieschub.
Für die Geburt bringt die Hebamme Sie in die Position, die für den Beginn der Austreibungsphase geeignet ist.
Wie läuft dieser Vorgang konkret ab?
Die Presswehen ermöglichen zunächst die Ausrichtung des Babykopfes unterhalb der Schambeinfuge und schließlich seinen Austritt durch eine Deflexionsbewegung. Visuell sind eine Überdehnung der Dammmuskeln durch die Stirn des Babys sowie deren Einschneiden zu beobachten. Die Vulva dehnt sich allmählich, und das Gesicht wird von oben nach unten sichtbar.
Dieser Austritt kann belastend sein, wenn er unkontrolliert verläuft. Deshalb ist es wichtig, die Anweisungen des Arztes und der Hebamme zu befolgen.
Die Anwesenheit und Unterstützung Ihres Partners helfen Ihnen, diese Herausforderung zu meistern.
Nach dem vollständigen Austritt des Kopfes dreht sich dieser, um in die Achse des Rückens zurückzukehren. Der Austritt der Schultern verlangt ein letztes Pressen von Ihnen.
Um den Austritt der Schultern zu erleichtern, dreht sich das Gesicht des Kindes zur Seite.
Der übrige Körper folgt problemlos, und Ihr Kind wird Ihnen direkt auf den Bauch gelegt.
Anschließend wird die Nabelschnur abgeklemmt und vom Papa durchgeschnitten, wenn er möchte.
Der Arzt und die Hebamme begleiten diese erste emotionsgeladene Begegnung aufmerksam.
Nun brauchen Sie als junge Eltern eine Erholungs- und Ruhephase, um mit Ihrem Baby Bekanntschaft zu machen.