Früher wurde oft behauptet, eine schwangere Frau müsse für zwei essen.

Bis heute scheint diese Vorstellung in manchen Köpfen verankert zu sein.

Ist etwas dran oder nicht?

Mit solchen Fragen wollen wir uns hier beschäftigen.

 

Wie viel Energiezufuhr braucht eine schwangere Frau?

Im Prinzip passt sich der Grundumsatz einer schwangeren Frau an die neue Situation an. Das bedeutet, dass Energieaufnahme und -verbrauch ganz normal vom Hormonsystem gesteuert werden.

Man könnte also meinen, dass der Körper die Gewichtsentwicklung von allein regelt und die schwangere Frau sich keine Gedanken darüber zu machen braucht.

Doch es gibt Grenzen: Bei einer Energiezufuhr von weniger als 1600 kcal pro Tag kann das Fötuswachstum beeinträchtigt werden. Bei Frauen mit Untergewicht achtet man deshalb auf eine ausreichende Kalorienzufuhr, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Frauen mit Übergewicht wird jedoch von einer Abmagerungskur abgeraten. Es handelt sich nicht um den richtigen Zeitpunkt.

In diesem Fall achtet man darauf, die Gewichtszunahme so gering wie möglich zu halten, doch während der Schwangerschaft wird keine wirkliche Gewichtsabnahme angestrebt.

Selbstverständlich muss eine schwangere Frau ihre Kalorienzufuhr steigern, weil die Entwicklung des Fötus viel Energie erfordert, doch im Grunde geht es dabei nur um eine geringe Erhöhung.

Empfohlen wird eine Erhöhung der Energiezufuhr um 150 kcal pro Tag am Anfang der Schwangerschaft und um 300 kcal pro Tag ab dem 2. Trimenon bis zum Ende der Schwangerschaft:

  • 150 kcal entsprechen z. B. 1 frische Frucht + 1 fettarmer Naturjoghurt.
  • 300 kcal entsprechen 1 Scheibe Körnerbrot mit Käse mit einem Fettgehalt von 40 % und 1 frische Frucht oder 1 Schale Müsli mit Nüssen, Trockenfrüchten und Milch mit einem Fettgehalt von 1,5 %.

Es geht also nicht darum, die Portionen der Hauptmahlzeiten zu verdoppeln oder sich am Tisch nach Herzenslust zu bedienen. Der Speiseplan soll lediglich durch ein paar Lebensmittel in Form eines Desserts oder einer Zwischenmahlzeit ergänzt werden, um den erhöhten Bedarf an bestimmten wichtigen Nährstoffen, wie z. B. Ballaststoffe oder Calcium, zu decken.

 

Gewichtszunahme bei der schwangeren Frau

Jede schwangere Frau nimmt unweigerlich an Gewicht zu (sofern keine gesundheitlichen Probleme vorliegen).

Häufig wird von einer Gewichtszunahme von 10 kg insgesamt bzw. von 1 kg pro Monat gesprochen. Doch es gibt keine ideale Gewichtszunahme, die auf alle schwangeren Frauen zutreffen würde.

Eine sehr schlanke oder dünne Frau kann während ihrer Schwangerschaft bis zu 15-18 kg zunehmen. Eine ausreichende Energiezufuhr ist wichtig, um ein optimales Geburtsgewicht des Babys zu erzielen und Mangelerscheinungen bei der werdenden Mutter zu vermeiden.

Eine Frau mit Übergewicht „muss“ nicht viel zunehmen. Ihre Gewichtszunahme kann sich auf den Fötus, die Plazenta und das Fruchtwasser beschränken (zwischen 6 und 8 kg), sodass sie direkt nach der Entbindung wieder genauso viel wiegt wie vor der Schwangerschaft.

Bei Adipositas am Anfang der Schwangerschaft kann man versuchen, während der gesamten Schwangerschaft eine Stabilisierung des Gewichts herbeizuführen. Das bedeutet, dass die Mama während der Schwangerschaft faktisch ein bisschen abnimmt.

In allen Fällen sollte die Gewichtszunahme so gering wie möglich ausfallen.

Wie bei vielen Themen innerhalb des Gesundheitswesens gilt auch hier, dass vorbeugen besser ist als heilen.

Ein paar Empfehlungen:

  • Sorgen Sie für ein gesundes Körpergewicht vor der Schwangerschaft und kontrollieren Sie die Gewichtszunahme während der 9 Monate regelmäßig.
  • Bei Übergewicht am Anfang sollte die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft begrenzt werden.
  • Bei Untergewicht sollte auf eine einwandfreie Zufuhr der Nährstoffe, die für einen gesunden Schwangerschaftsverlauf erforderlich sind, geachtet werden.

Und wenn die Gewichtszunahme trotz aller Bemühungen zu hoch ausfallen sollte, darf auf keinen Fall versucht werden, die überzähligen Kilos mithilfe radikaler oder unsinniger Diäten loszuwerden.

Damit könnten Sie die einwandfreie Funktion Ihres Organismus beeinträchtigen und Mangelerscheinungen herbeiführen, und, falls Sie stillen, sich die dafür erforderliche Energie entziehen.

Um das frühere Gewicht wieder zu erlangen, ohne dabei der Gesundheit zu schaden, ist Geduld gefragt: Es dauert +/- 9 Monate (solange wie eine Schwangerschaft).

 

In der Klinik Bohler können Sie sich während der Schwangerschaft und nach der Entbindung von einer Ernährungsberaterin betreuen lassen.

Während der Schwangerschaft besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Kurs mit dem Titel „Entscheidung für gutes Essen“, der einmal pro Monat jeweils montags in der Klinik stattfindet.