Schwangerschaft und Sexualität: Sind sie miteinander vereinbar?

Frau zu bleiben und eine erfüllte Sexualität zu pflegen, kann während der Schwangerschaft mitunter zur Herausforderung werden. Dieses Thema wird immer wieder von Frauen angesprochen, und deshalb haben wir beschlossen, darauf einzugehen, um Frauen und Paaren zu helfen, diesen überwältigenden Lebensabschnitt und alle Veränderungen, die er mit sich bringt, bestmöglich zu meistern.

Zahlreiche Paare berichten, dass es möglich ist, der Sexualität während der Schwangerschaft einen Platz einzuräumen. Dennoch zeigen mehrere Studien, dass die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs während dieses gesamten Zeitraums tatsächlich zurückgeht, was sich hauptsächlich durch einen Mangel an Information sowie durch unbegründete Ängste erklären lässt. Die Aufrechterhaltung eines aktiven Sexuallebens während der Schwangerschaft ist möglich (sofern keine medizinischen Kontraindikationen vorliegen), wenn es dem Paar gelingt, sich über sein Erleben von Schwangerschaft und Sexualität auszutauschen.

 

Ängste und Vorurteile

Die Sexualität gehört zu unserem Leben, und dennoch ist sie nicht immer leicht zu durchschauen. Häufig kommt es vor, dass die Frau und das Paar bezüglich ihrer Auffassung von Intimität und ihrer Sexualpraxis verunsichert sind. Die Schwangerschaft ist darüber hinaus eine gewaltige Zustandsänderung, während derer zahlreiche Ängste, Meinungen und Vorstellungen das Verlangen, Lustempfinden und Erleben der Sexualität der Frau, des Mannes, des Paares in Frage stellen.

Die häufigsten unbegründeten Befürchtungen, falschen Vorstellungen und Vorurteile umfassen Folgendes:

  • Angst, dem Baby wehzutun
  • Angst vor einer Frühgeburt
  • Befürchtung, dass das Kind den Geschlechtsakt wahrnimmt

 

Diese Liste ist noch lange nicht erschöpfend, und es kann für das Paar beruhigend sein, mit einer Fachkraft über seine Bedenken und Zweifel zu sprechen, insbesondere mit einem Gynäkologen, der die werdenden Eltern während der Schwangerschaft begleitet. Wenn die Sexualität nicht mehr als natürlich und angenehm erlebt wird und zum Stressfaktor wird, kann es sinnvoll sein, sich Unterstützung bei einem Sexologen zu holen, um die aufgetretenen Schwierigkeiten zu analysieren und diesen Wendepunkt im Leben des Paares besser zu verstehen und zu bewältigen.

 

Die Hormonzusammensetzung und der Körper verändern sich…

Die Schwangerschaft löst eine Fülle an hormonellen, körperlichen und psychischen Veränderungen aus, die sich spürbar auf die Sexualität auswirken und sich bei jeder Frau unterschiedlich äußern. Libidoschwankungen, die bei jeder Frau individuell verschieden auftreten und entsprechend des Schwangerschaftsverlaufs stärker oder schwächer ausfallen können, sind auf die Hormone und ihre Zusammensetzung zurückzuführen.
Darüber hinaus muss sich das Paar mit dem sich verändernden Körper der werdenden Mutter auseinandersetzen, und insbesondere mit dem Wachstum der Gebärmutter.

Außerdem ist es durchaus möglich, dass die Frau infolge einer Oxytocin-Freisetzung nach dem Orgasmusreflex einige Kontraktionen wahrnimmt. Das ist normal und folgenlos für die Schwangerschaft oder das Kind, kann aber die Sexualität des Paares stören. Es kann auch vorkommen, dass es nach dem Geschlechtsverkehr zu einer leichten Blutung kommt. Das ist normalerweise kein Alarmzeichen. Bei anhaltenden und starken Blutungen sollten Sie allerdings Ihren Gynäkologen aufsuchen.

Während der drei Schwangerschaftstrimester ist die Libido gewaltigen Schwankungen ausgesetzt, die insbesondere mit dem körperlichen und psychischen Erleben der einzelnen Frau zusammenhängen. Dem Paar wird empfohlen, in jeder Schwangerschaftsphase seine Befürchtungen auszusprechen und seiner sexuellen Kreativität freien Lauf zu lassen, um ein erfüllendes Intimleben aufrechtzuerhalten und dabei die Bedürfnisse und Wünsche der Frau mit ihrem sich verändernden Körper und ihres Partners zu berücksichtigen.

 

Die drei Schwangerschaftstrimester unter der Lupe

  1. Trimester

Das sexuelle Verlangen kann aufgrund unangenehmer Schwangerschaftssymptome (Übelkeit, starke Müdigkeit, empfindliche Brust usw.) abnehmen. Auch das Gegenteil kann der Fall sein: Bei manchen Frauen steigern die hormonellen Veränderungen und die Freude über die Schwangerschaft die Libido.

  1. Trimester

Während dieser Phase fühlen sich die meisten Frauen besser und gewinnen ihre Energie zurück, sodass das sexuelle Verlangen häufig wieder erwacht.
Dennoch können die körperlichen Veränderungen bei manchen Frauen und ihrem Partner Unbehagen und Bedenken auslösen, was sich auf ihre Sexualität negativ auswirkt. Über die eigenen Befürchtungen zu sprechen und diese zu entmystifizieren ist ein erster Schritt zu einer aktiveren Sexualität.

  1. Trimester

In den letzten Schwangerschaftswochen nimmt angesichts der bevorstehenden Ankunft des Babys der Stress tendenziell zu. Im Übrigen wird die Anwesenheit des Babys von jedem Einzelnen bewusster wahrgenommen, da die körperlichen Veränderungen der werdenden Mutter immer sichtbarer und belastender werden, was zu Überempfindlichkeit führen kann. Hauptsächlich aus diesen Gründen können die Abstände zwischen den sexuellen Begegnungen größer werden. Die körperlichen und psychischen Veränderungen zuzulassen und sich bewusst angenehmen Augenblicken der Intimität hinzugeben ist eine hilfreiche Methode, diese Phase besser zu meistern.

Es wird darauf hingewiesen, dass Geschlechtsverkehr am Ende der Schwangerschaft das Einsetzen der Wehen fördern kann.

 

Eine risikofreie Sexualität

Eine der häufigsten Fragen von Paaren ist, ob Geschlechtsverkehr ein Risiko für die Schwangerschaft und das Baby darstellen. Die Antwort lautet nein, ganz im Gegenteil.

Eine aktive Sexualität zeugt eher von der psychischen Gesundheit der Partnerschaft. Darüber hinaus zeigen mehrere Studien, dass kein direkter Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr am Ende der Schwangerschaft und Frühgeburt besteht. Schließlich möchten wir darauf hinweisen, dass der Geschlechtsakt sich nicht zwangsläufig auf den Koitus beschränken muss. Seien Sie kreativ und berücksichtigen Sie die Bedürfnisse des Einzelnen und die möglichen Positionen am Ende der Schwangerschaft: Liebe und Zärtlichkeit können auf vielfältige Weise ausgedrückt werden. Sextoys und Gleitmittel (ohne gefäßerweiternde Wirkung) können die Intimität des Paares bereichern, jedoch nur, wenn keine medizinischen Kontraindikationen vorliegen.

Aus medizinischer Sicht gibt es wenige Situationen, in denen sexuelle Aktivitäten kontraindiziert sind.

Dabei handelt es sich um folgende Situationen:

  • vorzeitiger Blasensprung
  • Plazenta praevia oder vorausliegende Plazenta
  • Frühgeburtsrisiko
  • ungeklärte Blutungen

Wenn vom Hausarzt oder Gynäkologen keine Schwangerschaftserkrankung festgestellt wurde, besteht kein Grund, das Intimleben auszuklammern. Die Hauptsache ist, das das Paar nicht aufhört, über diese unvergleichliche Lebensphase, die das Warten auf ein Kind darstellt, aber auch über seine Wünsche, Sehnsüchte, Befürchtungen und Ängste zu sprechen.

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