Biopharmaka sind ein Sortiment an Arzneimitteln, die direkt auf das Immunsystem der RA-Patienten einwirken.
Indikationen
Diese Arzneimittelart wird verordnet, wenn die Erkrankung trotz einer über 3 bis 6 Monate ordnungsgemäß durchgeführten Basistherapie immer noch aktiv ist.
Die verschiedenen Arten der Biopharmaka
Die bDMARD (biological disease modifying anti-rheumatic drugs / biologische krankheitsmodifizierende Antirheumatika), gemeinhin als Biologika oder Biopharmaka bezeichnet, kamen gegen Ende der 1990er Jahre und vor allem zu Beginn dieses Jahrhunderts auf. Sie hemmen insbesondere bestimmte entzündungsfördernde Mechanismen.
Da mehrere Klassen an Biopharmaka zur Verfügung stehen, kann dem jeweiligen Patienten unter Berücksichtigung des Verlaufsprofils seiner rheumatoiden Arthritis oder der vorliegenden Begleiterkrankungen das effizienteste Präparat verordnet werden.
Die erste erhältliche Klasse waren die TNF-alpha-Hemmer. Sie richten sich gegen den Tumornekrosefaktor (TNF), der von den Makrophagen im Gelenk gebildet wird. Ein TNF-Überschuss löst eine Abfolge gelenkschädigender entzündungshemmender Wirkungen aus, die den Knochen zerstören und den Knorpel zersetzen.
Andere Moleküle zielen auf bestimmte Leukozyten ab, oder auf einen Rezeptor an der Oberfläche der Immunzellen.
Vor kurzem ist ein neuer therapeutischer Ansatz entstanden, der auf andere entzündungsfördernde Mechanismen einwirkt: Die Januskinase-Hemmer (JAK-Hemmer).
Außerdem kennt man mittlerweile andere Enzyme, die erwiesenermaßen an der Entstehung chronischer Entzündungen beteiligt sind und deren Hemmung folglich sinnvoll wäre, wie z. B. die Syk (eine andere Gruppe der Tyrosinkinasen), was darauf hoffen lässt, dass bald weitere Arzneimittel zur Ergänzung der JAK-Hemmer auf den Markt kommen. Diese neuen DMARD bilden eine neue Arzneimittelklasse mit der Bezeichnung „targeted synthetic DMARD (tsDMARD)“.
Warnhinweis
Angesichts der aktuell verfügbaren, breit gefächerten Palette an Arzneimitteln für die RA-Behandlung ist die Betreuung durch einen auf Rheumatologie spezialisierten Facharzt unerlässlich, um eine einwandfreie Anwendung dieser immer noch sehr teuren Medikamente zu gewährleisten.
Verabreichungswege
Die Verabreichung erfolgt durch subkutane Injektion oder intravenöse Infusion und bei den JAK-Hemmern auf oralem Weg.
Die Verabreichungshäufigkeit fällt bei jedem Biopharmazeutikum anders aus und richtet sich nach der Plasmahalbwertszeit (Zeit, innerhalb derer die Plasmakonzentration auf 50 % des ursprünglichen Wertes abfällt).
Vorbereitungsmaßnahmen im Rahmen der Biopharmaka-Behandlung
Vor der Biopharmaka-Behandlung muss eine sogenannte „Biopharmaka-Voruntersuchung“ erfolgen, um den einwandfreien Ablauf dieser Behandlung zu gewährleisten und insbesondere das Infektionsrisiko zu begrenzen.
Dabei sind folgende Maßnahmen zwingend erforderlich:
- Ausschluss einer aktiven oder chronisch-rezidivierenden Infektion
- Ausschluss solider Tumoren (> 5 Jahre) ;
- Ausschluss einer latenten Tuberkulose (Röntgenaufnahme des Brustkorbs, Quantiferon-Test)
- Laboruntersuchungen: Blutbild, Serumproteinelektrophorese, Virus-Serologien (Hepatitis B, C + HIV) ;
- Gewährleistung einer effizienten Verhütungsmethode (bei Frauen)
- Auffrischung der üblichen Impfungen, möglichst mindestens 2 Wochen vor Behandlungsbeginn
- Systematisches Angebot einer jahreszeitlichen Grippeschutzimpfung und Pneumokokkenimpfung
Liste der derzeit in der RA-Behandlung einsetzbaren Biopharmaka
TNF-alpha-Hemmer:
- Infliximab (REMICADE) MSD: Intravenöse Infusion in der Tagesklinik. Woche 0, Woche 2, Woche 6, anschließend im 8-Wochen-Rhythmus
- Etanercept (ENBREL) Pfizer: Wöchentliche subkutane Injektion
- Adalimumab (HUMIRA) Abbvie: Subkutane Injektion im 2-Wochen-Rhythmus
- Golimumab (SIMPONI) Janssen: subkutane Injektion im 4-Wochen-Rhythmus
- Certolizumab (CIMZIA) UCB: subkutane Injektion im 2-Wochen-Rhythmus
Sonstige Biopharmaka , die in der RA-Behandlung angewandt werden können:
- Abatacept (ORENCIA) BMS: monatliche intravenöse Infusion oder wöchentliche subkutane Injektion
- Tocilizumab (ROACTEMRA) Roche: monatliche intravenöse Infusion oder wöchentliche subkutane Injektion
- Rituximab (MABTHERA) Roche: 2 intravenöse Infusionen pro Monat in 15-tägigem Abstand (= 1 Zyklus)
JAK-Hemmer:
- Tofacitinib (XELJANZ) Pfizer: 5-mg-Kapsel, zweimal täglich
- Baricitinib (OLUMIANT) Lilly: 4-mg-Kapsel, 1 Kapsel täglich
Glossar
- Makrophagen im Gelenk: Immunzellen, die im Gelenk vorkommen