Burnout, synonym auch als chronisches Erschöpfungssyndrom (ICD-Code Z73.0) bezeichnet, ist ein gesundheitsrelevanter Prozess, der aus psychologischer und psychophysiologischer Sicht als Folge chronischen Stresses in Erscheinung tritt, der die Belastungsgrenze der betroffenen Personen überschreitet. Begünstigt wird der Erschöpfungsprozess durch einen Mangel an Entspannung (Z73.2) oder Resilienz, in dem Sinne, dass der Organismus sich nicht angemessen von der Stressbelastung erholen kann. Der Burnout-Prozess ergibt sich dabei aus dem Wechselspiel äußerer Faktoren, wie Arbeitsdichte, Zeitdruck oder Gratifikationsmangel, und innerer Faktoren, wie Perfektionismus, Überengagement oder Typ-A-Verhalten (Z73.1), bei dem sich Personen ständig selbst unter Druck setzen.

Auch wenn Burnout hauptsächlich auf berufliche Überforderung zurückzuführen ist, ist es nicht die Arbeitslast per se, die zur Erschöpfung beiträgt, sondern die erlebte Stresshaftigkeit, die entscheidend ist. Demnach können auch andere langanhalte Belastungsquellen, wie etwa Alleinerziehung, Angehörigenpflege und Arbeitslosigkeit zu Burnout führen. Statistisch gesehen tritt Burnout bei allen Berufsfeldern auf, vom Arbeiter bis zum Zahnarzt, wobei Arbeitnehmer aus sozialen und helfenden Berufe häufiger betroffen sind. Burnout ist dabei ein gradueller Prozess, der sich in einer zunehmenden Reduktion der mentalen, wie auch körperlichen Leistungs- inklusive Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit äußert, sowie in Gefühlen der Überlastung und Entfremdung, häufig gekoppelt mit erhöhter Reizbarkeit und sozialem Rückzug. Es ist nicht unüblich, dass es bei einem Burnout zu begleitenden psychosomatischen Störungen (F45) und Panikattacken kommt, die auf eine stressbedingte psychovegetative Dystonie zurückzuführen sind.

Unbehandelt kann ein Burnout, je nachdem welche Anteile des neurohormonellen Stresssystems betroffen sind, das heißt entweder das Serotonin- oder das Cortisol-System, zu schwerwiegender Depression wie auch einem völligen psychophysischen Zusammenbruch (sog. Neurasthenie, F48.0) führen. Im Gegensatz hierzu ist beim Burnout die emotionale Regulations- und psychophysische Regenerationsfähigkeit wenn auch befindlich gestört durchaus noch erhalten, weswegen Burnout aus medizinischer Perspektive nicht als Krankheit im engeren Sinne betrachtet wird. Dennoch gebietet sich eine professionelle psychosomatisch orientierte Behandlung, um den oben genannten Komplikationen vorzubeugen.

Da Burnout einen Prozess darstellt, sollte auch die Behandlung entsprechend angepasst sein. So können bei leichten Formen von Burnout noch psychologische und psychomotorische Entspannungsmethoden, wie etwa Autogenes Training, Progressive und Dynamische Relaxation, in Kombination mit Stressmanagementtrainings indiziert sein, während bei moderaten Ausprägungen bereits eine ambulante psychotherapeutische und neuropsychiatrisch-begleitete Kombinationsbehandlung oder bei sehr schweren Fällen gar eine stationär kurative Langzeittherapie angezeigt sein kann. Je früher ein Burnout erkannt und behandelt wird, umso geringer das Risiko von Langzeitfolgen und umso kürzer Therapie- und Rehabilitationsdauer. Stressprävention sowie ein Burnout-spezifisches verhaltensmedizinisches und ambulantes Gruppenprogramm (PROTEA) werden vom GesondheetsZentrum angeboten.

 

Von Gilles Michaux, Dr. rer. nat. und Psychotherapeut