Das Prodromalstadium

Der Begriff Prodromalstadium bezeichnet den Zeitraum, während dessen ein Spektrum an Anzeichen und Symptomen, die in der Regel harmlos erscheinen, das Auftreten der akuten Krankheitsphase ankündigt. Es ist nicht einfach, die ersten Anzeichen einer psychotischen Störung zu erkennen, da sie schleichend verlaufen und häufig nicht eindeutig abgrenzbar sind von Pubertätsproblemen, von einer persönlichen Krise, von der Trauer um eine gescheiterte Beziehung oder von Symptomen der Überlastung, usw. Angehörige und Freunde beobachten beim Betroffenen Trägheit, eine depressive Verfassung, Verhaltensänderungen, Nachlässigkeit, Substanzmissbrauch usw., halten dies aber meistens nicht für beunruhigend.

Das Vorhandensein eines oder mehrerer Frühzeichen bei einem Kind oder Jugendlichen bedeutet nicht, dass sich zwangsläufig eine Psychose daraus entwickeln muss. Dieses Prodromalstadium kann bis zu mehrere Jahre umfassen, und die Anzeichen treten nicht alle gleichzeitig auf. Nach der Mitteilung der Diagnose erinnern sich Angehörige in der Regel rückblickend an auffälliges Verhalten und erkennen, dass die Probleme des Betroffenen mit der Erkrankung zusammenhängen.

Angehörige sollten sich keine Vorwürfe machen, weil sie nicht auf diese Frühzeichen reagiert haben, denn, wenn diese Anzeichen folgenlos bleiben und nicht durchgängig auftreten, ist es verständlich, dass sie nicht als Grund zur Beunruhigung aufgefasst werden. Und genau hier verbirgt sich das ganze Dilemma. Während der Tage und Monate dieses Prodromalstadiums sprengt das Verhalten des Betroffenen immer wieder das Familienleben. Es ist wichtig, zu wissen, dass eine eindeutige Diagnose erst nach einer gewissen Zeit gestellt werden kann.

 

Frühzeichen der Erkrankung

Veränderungen der Stimmung

  • Stimmungsumschwung ohne erkennbare Ursache
  • Depressive Verfassung: Traurigkeit, Energieverlust, Teilnahmslosigkeit, düstere Gedanken, Suizidversuche
  • Gleichgültigkeit
  • Verdrossenheit
  • Grundloses Lachen: Die Person lacht ganz allein, ohne Anlass. Andererseits Weinkrämpfe oder Unfähigkeit zu weinen
  • Reizbarkeit
  • Unruhe
  • Angstzustände
  • Wutanfälle

Veränderung der familiären Beziehungen

  • Häufige Auseinandersetzungen
  • Verständnislosigkeit
  • Telefonanrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit oder im Gegensatz dazu Kontaktabbruch
  • Übermäßige oder unverhältnismäßige Reaktionen

Allgemeine Verhaltensänderungen

  • Schlaflosigkeit
  • Starrer, anhaltender Blick
  • Intensives bzw. extremes religiöses Interesse
  • Konsum illegaler Produkte
  • Beeinträchtigte Denk- und Reflexionsfähigkeit
  • Antriebslosigkeit: Die betroffene Person verbringt den ganzen Tag mit Nichtstun oder bleibt immer im Bett.
  • Ungewöhnliches und befremdliches Verhalten
  • Interesseverlust
  • Auffälligkeiten
  • Mangelnde Organisation bei den gewöhnlichen Tätigkeiten
  • Vergessen oder Verlust von Wertgegenständen
  • Verwicklung in Verkehrsunfälle
  • Weigerung, Menschen oder Gegenstände anzufassen: Schutz der Hände durch Handschuhe oder Papier

Veränderungen im Sozialverhalten

  • Rückzug
  • Einstellung der Alltagshandlungen (vernachlässigt seine Körperhygiene, räumt sein Zimmer nicht mehr auf, nimmt nicht mehr an den gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie teil)
  • Weigerung, das Haus zu verlassen, an familiären Unternehmungen teilzunehmen
  • Gleichgültigkeit gegenüber der Verschlechterung der sozialen Beziehungen, selbst bei Freunden Zusammenhanglose, unpassende Äußerungen
  • Imaginärer Wortschatz
  • Unverständliche Sätze
  • Misstrauen

Verhaltensänderungen in der Schule oder am Arbeitsplatz

  • Verschlechterung der schulischen und/oder sportlichen Leistungen
  • Schulabbruch
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gedächtnisstörungen
  • Weigerung, zur Schule zu gehen
  • Schwierigkeiten, sich mit der Rolle als Beschäftigter zu identifizieren

Veränderungen der äußeren Erscheinung

  • Vernachlässigte Körperhygiene
  • Merkwürdige oder für die Jahreszeit ungeeignete Kleidung
  • Tragen einer Sonnenbrille in der Wohnung
  • Tragen von Kappen oder Hüten in unpassenden Situationen
  • Ausgefallenes Auftreten
  • Kahl rasierter Kopf

Wenn Sie eines dieser Frühzeichen bemerken und deshalb besorgt sind, sprechen Sie mit Ihren Angehörigen und Ihrem Arzt darüber. Eine frühzeitige Diagnose verringert die negativen Auswirkungen der Psychose auf das Gehirn, die Psyche und das soziale Leben der betroffenen Person und begünstigt die Aufrechterhaltung der Lebensqualität des Betroffenen und seines Umfeldes.